Under Pressure: Editing Politically Explosive Material
Filmmakers have always had to deal with powerful pressures when venturing into politically charged terrain. But while attempts at censorship and disinformation are not new, they have taken on another dimension in the internet age. Aspiring to »facts« and »truth« has become harder under the sustained assault from those who seek to shape public perceptions to the benefit of their agenda. In this environment, working on films with highly sensitive subject matter poses a whole set of challenges beyond the usual problems of the editing process. We have invited three European film editors to speak about their experiences with such projects. There will be short excerpts from Citizenfour, Jupiter's Moon and Khodorkovsky.
Unter Druck: Die Montage von politisch brisantem Material
Filmemacher waren schon immer erheblichem Druck ausgesetzt, sobald sie sich auf politisch brisantes Terrain begaben. Aber während Versuche der Zensur und der gezielten Desinformation nicht neu sind, verleiht ihnen das Internet-Zeitalter eine zusätzliche Dimension. Das Streben nach »Fakten« und »Wahrheit« ist schwieriger geworden unter dem Dauerfeuer jener Kräfte, die versuchen die öffentliche Wahrnehmung zugunsten ihrer Agenda zu formen. In diesem Umfeld ist die Arbeit an hochsensiblen Filmthemen eine Herausforderung, welche die üblichen Probleme des Schnittprozesses in den Schatten stellt. Wir haben drei europäische Filmeditoren eingeladen, über ihre Erfahrungen mit solchen Projekten zu sprechen. Gezeigt werden kurze Ausschnitte aus Citizenfour, Jupiter's Moon und Khodorkovsky.
Das Panel findet in englischer Sprache statt.
Under Pressure: Editing Politically Explosive Material
Samstag, 14. Oktober 2017, 18:30 Uhr
im Filmforum NRW im Museum Ludwig
Gäste: Mathilde Bonnefoy, David Jancso, Salome Machaidze
Moderation und Kuratierung des Panels: Dietmar Kraus
Gäste
Mathilde Bonnefoy ist eine der angesehensten Editorinnen der Gegenwart. In Paris geboren, verfügt sie neben der französischen auch über die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, lebt aber seit den 90er Jahren vor allem in Berlin. Nach Musikclips für Bands wie Rammstein begann ihre langjährige Zusammenarbeit mit Regisseur Tom Tykwer; für die Montage von dessen Filmen Lola rennt und Drei erhielt sie 1999 und 2011 den Deutschen Filmpreis. Der von ihr montierte und mitproduzierte deutsch-amerikanische Dokumentarfilm Citizenfour (Regie: Laura Poitras) der hautnah Edward Snowdens erste Schritte im Exil begleitet, gewann den Oscar sowie den Deutschen Filmpreis. Bonnefoy ist Mitglied der American Cinema Editors (ACE), der Academy of Motion Pictures, Arts and Sciences, und mehrerer europäischer Filmakademien. Seit 2015 arbeitet sie vor allem als Fotografin.
Dávid Jancsó hat Film im Blut: Seine Mutter Zsuzsa Csákány ist die wohl bedeutendste Editorin Ungarns; sein Vater Miklós Jancsó einer der wichtigsten Regisseure des Landes. Noch während er Montage an der Universität für Theater und Film in Budapest studierte, lief 2008 sein erster Kinospielfilm, Delta (Regie: Kornél Mundruczó), im Wettbewerb von Cannes. So auch die neuste Zusammenarbeit der beiden, Jupiter's Moon: Die Parabel über den syrischen Flüchtling Aryan, der nach seiner Verwundung beim Grenzübertritt plötzlich schweben kann, ist ein satirischer Blick auf Korruption und Zynismus im heutigen Ungarn.
Salome Machaidze ist eine georgische Künstlerin und Regisseurin – aber auch Editorin etlicher Dokumentarfilme mit politischen Themen. Sie studierte Malerei an der Kunstakademie in Tiflis und Experimentelle Medienkunst an der UdK Berlin. Ihre Regiearbeit über georgische Skater, When the Earth Seems to Be Light (2015), gewann mehrere Preise. Als Editorin schnitt sie mit dem Regisseur Cyril Tuschi zwei Filme über den russischen Oligarchen und Putin-Widersacher Chodorkowski, sowie mit Artem Demenok ein Portrait der Dissidenten-Band Pussy Riot. Ihre neuste Montagearbeit Schatten des Krieges: Das sowjetische Erbe gewann 2017 den Grimme-Preis.